Schlangenhaltung in privater Hand

Schlangen sind für viele faszinierende Wesen, wer einmal seine Leidenschaft für diese Tiere entdeckt hat, wird sie kaum wieder so schnell verlieren. Andererseits haben viele Menschen einen anerzogenen Ekel vor diesen kriechenden Geschöpfen.

Im Gegensatz zu Fischen ist die Haltung von Schlangen in Miet- oder Eigentumswohnungen nicht immer so problemlos. Grundsätzlich verursachen Tiere in Terrarien keine Belästigung für die Mitbewohner im Haus. Verfüttert man – so oft wie nötig – Futtertiere, bekommt das im Haus kaum jemand mit und kein Mensch wird größeren Ärger bekommen. Züchtet man allerdings Mäuse etc. wird man über kurz oder lang große Probleme wegen der Geruchsbelästigung bekommen. Auch werden die Mitbewohner Vorbehalte gegen Schädlingsbefall der Wohnanlage haben. Also ist es a priori sinnvoll, nur Tiere zum direkten Verfüttern anzuschaffen oder auf Tieffrosttiere zurückzugreifen, was ich, schon aus Kostengründen, für sinnvoller halte.

 

Ob man den Vermieter oder die Eigentümergemeinschaft von der Schlangenhaltung in Kenntnis setzt, bleibt letztendlich jedem selbst überlassen. Rein rechtlich besteht keine Verpflichtung dazu, aber es „kommt sicher irgendwann heraus“ und dann kann es zu Problemen kommen, denn es gibt die diversesten Rechtssprechungen, die zwischen den Extremen „Schlangen in Terrarien fallen nicht unter die Einschränkungen des Tierhalteparagraphen im Mietvertrag“ bis zu „Schlangenhaltung ist in jedem Fall vom Hausherren zu genehmigen“ schwanken.

Sinnvoll ist es sicher, den Mitbewohnern von seinem Hobby zu erzählen und ihnen auch die Anlage zu zeigen, um Vorbehalte schon im Vorfeld auszuräumen (Nörgler und Berufsquerulanten gibt es natürlich immer, darauf muss man von vorne herein gefasst sein).Anders sieht es aus, wenn man Schlangen hält, die unter die Rubrik „Gefährliche Tiere“ fallen, hier liegt die Gesetzeslage von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Zu den „gefährlichen Tieren“ werden in der Regel alle Giftschlangen, Trugnattern und Würgeschlangen gezählt (bei den Würgeschlangen in so manchen Ländern selbst die Sandboas und Gummiboas, die immerhin die stattliche Größe von weniger als ein Meter erreichen).Hier muss man sich auf jeden Fall vor (!) der Anschaffung kundig machen!

Wichtig ist es auch, bei der „Unteren Landschaftsbehörde“ seine Tiere anzumelden, wenn sie zu den geschützten Arten gehören, wie alle Würgeschlangen, alle europäischen Nattern und einige Giftschlangen.Beachten muss jeder auch die Grundanforderungen, die an die Größe und Ausstattung des Schlangenterrariums gestellt werden. Die DGHT hat dazu Richtlinien erstellt, die zwar keinen rechtsgültigen Charakter haben, von den Ordnungs- und Veterinärämtern aber als Grundlage herangezogen werden.Jeder Schlangenhalter sollte sich auch im Klaren sein, dass er für Unfälle, die mit seinen Tieren passieren, immer selber haftet. Hält jemand mehrere Schlangen, ist eine Haftpflichtversicherung sehr sinnvoll. Man bedenke auch (gerade jetzt im „Kampfhundfieber“), dass die Lobby für Schlangen als Tiere und somit auch für den Halter selbst nicht sehr groß ist; selbst viele Veterinäre lehnen private Haltungen aus den verschiedensten Gründen ab. Rechtsauskünfte und auch Haltungsrichtlinien sind bei der Geschäftsstelle der DGHT zu bekommen.Schlangen für den Anfänger in dem Sinne gibt es nicht. Viele lassen sich von Händlern bereden und holen sich einen Königspython (Python regius), im englischen Sprachraum als „Ball-Python“ bezeichnet, da die Tiere sich gerne zu einem Ball zusammenrollen, wenn Gefahr droht. Diese Würgeschlangenart wird gerne als „Anfängertier“ gehandelt, was ich überhaupt nicht unterstützen kann. Sie behalten zwar eine handliche Größe, bis etwa 1,50 m, und haben in der Regel ein ruhiges Temperament, aber sie können einen schier zur Verzweifelung treiben, wenn sie absolut nicht fressen wollen.

Viele, sehr viele Tiere, egal ob Wildfang oder Nachzucht wollen einfach nicht fressen. Oft „gibt sich das nach einiger Zeit“, aber oft eben auch nicht und man muss mit Zwangsfütterungen beginnen, die für Anfänger bestimmt nicht geeignet sind und dem Tier sehr stark zusetzen.Einfacher zu halten sind Tigerpythons (Python m. bivittatus) oder Abgottschlangen (Boa constrictor ssp.), die halt nur den Nachteil haben recht groß zu werden, wo sich dann wirklich die Frage aufwirft, ob eine artgerechte Haltung in „normalen“ Zimmerterrarien noch möglich sind. Andere Würgeschlangenarten werden sehr aggressiv, wie zum Beispiel Anakondas, Diamantpythons, viele Baumpythons- und –boas; wieder andere sind sehr heikel in der Pflege, die beliebten Baumpythons und –boas, Erdpythons etc. Biotopspezialisten wie die Sandboas sieht man bei artgerechter Haltung kaum, da sie immer unterirdisch leben.So bringt jede Art ihre typischen Probleme mit sich. Wenn ich einen Anfänger, der sich in der Würgeschlangenhaltung erproben möchte, raten soll, empfehle ich kleiner bleibende Boa spp., da diese einfach zu pflegen sind, recht friedliche Zeitgenossen bleiben und sich auch in der Größe beschränken.

Wichtig ist nur, dass man sich nicht von den „süßen, kleinen“ Babys zu einem übereilten Kauf verführen lässt, denn diese werden sehr schnell größer als einem lieb ist.........und dann, wohin mit dem Tier?Für den Anfänger zu empfehlen sind meiner Meinung nach verschiedene Nattern, die wenige Ansprüche an die Erfahrung stellen, die in der Größe bescheiden bleiben und wenig aggressiv sind. Dazu gehören: Kornnattern (Elaphe spp.)Königsnattern (Lampropeltis spp.)Strumpfbandnattern (Thamnophis spp.).Andere Nattern eignen sich auch, aber ich möchte sie nicht unbedingt als Anfängertiere bezeichnen, da sie doch schon mal aggressiver werden können (z.B. Bullennattern, Rattenschlangen, Diademnattern).Letztendlich entscheidet sich die Frage eh nach der Bereitschaft, wie viel Geld man in sein Hobby investieren möchte. Eines ist aber wieder, wie bei den meisten Tieren, von oberster Priorität: Schlangen leben recht lange und man muss seine Bedürfnisse für lange Jahre auch nach denen seines Tieres ausrichten – möchte man das???Die Tiere wieder „los zu werden“ gestaltet sich als recht schwierig, viele ältere Tiere werden ungern genommen, Zoos nehmen Fremdtiere fast nie auf .......und dann steht das Aussetzen wieder auf dem Programm.......also vorher überlegen und nicht einem Trend hinterher rennen!!Giftschlangen sollte nur ein versierter und langjährig erfahrener Halter aufnehmen. Auch bei noch so guter Absicherung bleibt immer ein Restrisiko. Ich habe nach ca. 20 Jahren Erfahrung mit Giftschlangen angefangen, habe aber immer noch Respekt vor den Tieren, auch wenn sie oft berechenbar erscheinen, darf ein Handling nie (!!!) zur Routine werden. Giftschlangenhaltung im Privathaushalt ohne entsprechend abgesicherten Tierraum lehne ich vollkommen ab und kann auch nur ausdrücklich davor warnen. Es kann leicht aus Unachtsamkeit etwas passieren; außerdem würde ich jedem, der auch gerne etwas trinkt, die Haltung von Gifttieren „untersagen“, denn diese Person gefährdet nicht nur sich, sondern auch in besonderem Maße seine Mitbürger in nächster Umgebung. Nur Personen mit besonderem Verantwortungsgefühl sollten Gifttiere halten, denn als Prestigeobjekt taugt dann eher ein Motorrad!

 

Herbert Saurer