Das Artenschutzprojekt "Maxhütte" in Zwickau

Das Artenschutzprojekt "Maxhütte" in Zwickau

Das Gebiet liegt im Westen der Stadt. Es wird flankiert von der Bahnlinie Zwickau - Werdau im Norden und der B 173 im Süden.

 

Seine Gesamtfläche beträgt 10 ha bei einer Längenausdehnung von 1 km.

Zur historischen Entwicklung:

Die Bezeichnung "Maxhütte" hat ihren Ursprung vom 1898 auf damals Lichtentanner Flur errichteten Stahl- und Walzwerk der "Eisenwerksgesellschaft Maximilianhütte Oberpfalz".


Der Zwickauer Zweigbetrieb hieß "König Albert Werk" und wurde am 01.04.1939 der Stadt Zwickau eingemeindet. Am 12.05.1944 und am 07.10.1944 durch Bombenangriffe schwer zerstört, gab die Betreibergesellschaft den Standort auf.

Was blieb war eine Industriebrache mit Bergen von Schutt, Schlackehalden, 3 Klärteichen sowie ein Teppich von Bombentrich-tern auf den Wiesen und Feuchtflächen entlang des Mittelgrundbaches. Durch gute ökologische Voraussetzungen, wie großflächig grundwassernahes Grünland und weitgehend intakte Gewässer in sonnenexponierter Lage, begann eine allmähliche Entwicklung hin zum wertvollen Biotop. Es siedelten sich, ökologischen Gesetzmäßigkeiten folgend, heute stark gefährdete Arten an. Ebenso bildeten sich schützenswerte gebietscharakteristische Lebensgemein-schaften. Zum Beispiel auf den trockenwarmen Hanglagen am Bahndamm, wo natürliche Hecken mit mehreren 100 m Ausdehnung existieren. Zwischengelagerte Zonen einer artenreichen Krautschicht sowie verstreut stehende Busch- und Baumgruppen runden das Bild ab. Den Schwerpunkt des Projektes bilden die verbliebenen Teiche und Temporärgewässer. Hier finden Reptilien, Lurche, Fische, Libellen, Wasserkäfer und Mollusken geeigneten Lebensraum. Ein Mosaik aus Pflanzengesellschaften, wie großflächige binsen- und seggenreiche Nasswiesen, Röhrichte, Verlandungsvegetation, Bachsaum als auch Ruderalflächen und Magerrasen schließen sich an. Daraus ergibt sich auf dem Territorium ein heute in Großstädten sehr seltener Biotopverbund, dessen ökologische Vernetzung noch funktioniert. Dies wird dokumentiert durch im Gebiet nachgewiesene Lebensformen von Fauna und Flora (siehe Artenauflistung).

Im Zeitraum zwischen 1962 - dem Beginn naturkundlicher Beobachtung - und 1973 kam es auf einigen Teilflächen zu starker Überdüngung (Eutrophie) und industrieller Verschmutzung der Gewässer durch Mineralöle. Das hatte zur Folge, daß ein starker Rückgang, vor allem zoologischer Arten einsetzte. Betroffen waren neben Amphibien besonders Libellen- und Fischarten, welche aus dem Gebiet verschwanden. Seit dem beharrlichen Engagement und der Popularisierung des Artenschutzgedankens sowie zahlreicher Pflege- und Entwicklungs-Maßnahmen durch ehrenamtliche Naturschutzhelfer, kehren viele Arten zurück. So wurden vor allem aquatische Lebensräume erhalten, neu angelegt und von Müll beräumt. Damit wurde auch die Wasserqualität verbessert. Gewissermaßen als "Nebeneffekt" wirkte das alles auch auf terrestrische Arten. Dies zeigt sich am Reproduktionsnachweis gefährdeter Vogel- und Reptilienarten, die es vorher hier nicht gab. Animiert durch den Erfolg von Maßnahmen zur Aufwertung der Biotopstrukturen wurde begonnen, weitere Laichgewässer, Totholzhecken und Pflanzungen anzulegen. Damit verbesserte sich das Kleinklima in bestimmten Bereichen und diverse Lebensräume wurden erweitert.

Bis auf das Fehlen des Laubfrosches, der bis 1973 hier vorkam, ergaben Erhebungen der Jahre 1994/1995 folgende Besiedlungen in der "Maxhütte":

Amphibien und Reptilien Nachgewiesene Brutvögel
Kammolch Neuntöter
Bergmolch Beutelmeise
Teichmolch Wacholderdrossel
Ringelnatter Rohrammer
Zauneidechse Zaunkönig
Fische Rotkehlchen
Karausche Kuckuck
Giebel Grünfüßiges Teichhuhn
Bitterling Gelbspötter
Teichmuschel Weiden- und Fitislaubsänger
Schleie Waldkauz
Moderlieschen u.v.a.
 
Regelmäßige Nahrungsgäste Flora
Eisvogel Breitblättriges Knabenkraut
Rebhuhn Mädesüß
Graureiher Aufrechtes Fingerkraut
Libellen Bunte Kronwicke
Gemeine Winterlibelle Pastinak
Plattbauch Gewöhnliches Schilf
sowie weitere 10 verschiedene Arten Färber-Resede, Gelbe Resede, Schlank-Segge, Schwarze Königskerze u.v.a.


Auf Grund dieser Entwicklung erstellten die Naturschützer und Aquarianer folgende Konzeption:

Die Schutzwürdigkeit beruht auf der Komplexität vorhandener Lebensgemeinschaften in Fauna und Flora. Die natürlichen und geschaffenen Standortbedingungen erweisen sich als geeignet, für die gefährdeten und vom Aussterben bedrohten Arten einen gesicherten Lebensraum zu erhalten.

Nach entsprechender Vorarbeit und Verhandlungen mit der Bahn-Landwirtschaft als Eigen-tümer wurde ein unbefristeter Pachtvertrag vereinbart. Dieser Vertrag regelt die Pflege von Biotopen im Gebiet. Entsprechend der Vereinbarung sind folgende Maßnahmen vorgesehen:

- Neuanlage von Laichgewässern (**ist inzwischen realisiert),

- teilweise Reduzierung von aquatischer und terrestrischer Vegetation zum Erhalt der Gewässer,

- Pflanzung von Gehölzen und eines Streuobstbestandes (**ist inzwischen realisiert),

- Ablage von Totholz und Baumverschnitt als Schutzhecke (Benjeshecke) (**ist inzwischen realisiert),

- Mahd und Entfernen des Mähgutes bzw. standortverträgliche Schafbeweidung,

- Planung und Anlage eines Lehrpfades entlang der Biotoptypen.

Das Konzept ist abgestimmt mit den Auflagen der Bahn-Landwirtschaft e.V. sowie der Unteren Naturschutzbehörde der Stadtverwaltung Zwickau gemäß SächsNatSchG und BNatSchG.

von Ronald Peuschel / Lothar Zenner