Ein Besuch bei Vera.
Schon auf der Vorderseite des Prospektes steht: „Willkommen im Königreich der Tiere“. Ob das nicht ein bisschen übertrieben war?
So dachten wir uns. Aber schon nach den ersten Metern war uns eines klar: Käfig bleibt Käfig, egal wie groß ... aber was den Tieren hier gegeben wird, darf sich ruhig “Königreich der Tiere“ nennen.
Natürlich interessierte uns zuerst, wie es unserer Dame aus Köln, Vera Eisbär ging. Ihr jetziges Gehege muss ihr im Vergleich mit dem in Köln wie ein Paradies vorkommen. Sie teilt sich mit drei anderen Eisbären noch die Möglichkeit, ihr altes Gehege zu betreten, was allerdings sehr selten passiert. Fast zehn Minuten konnten wir – durch eine 3 Meter hohe Scheibe - zusehen, wie ein Eisbär einen Fisch jagte. Faszinierend, wie sich so ein riesiges Tier im Wasser bewegt. Allein dieses Erlebnis war den Besuch in Rhenen wert. Auge in Auge mit einem Eisbär – ein tolles Ereignis!
Ein weiteres highlight ist Het Berenbos. Ein 20.000 Quadratmeter großes Areal, in dem zur Zeit 13 Braunbären und ein Rudel Wölfe leben. Die Stiftung Het Berenbos wurde 1993 gegründet, um Tanzbären aus der Türkei und Griechenland zu retten. Bis auf Björna, die 1995 für das verwaiste Eisbärenjunge Huggies aus Schweden kam, wurden die anderen Bären alle freigekauft. Da gibt es z. B. Köröglu und Bora, die aus der Türkei stammen und dort als Tanzbären misshandelt wurden. Aufgrund der schlechten Ernährung sind beide Bären erblindet. Bora erhielt von einem Arzt eine neue Nase, da ihre durch das Tragen des Nasenringes völlig missgebildet war. Da gibt es Niki, die als Jungtier von einem deutschen Zoo angeschafft wurde, um Zuschauer anzulocken, als sie zu groß wurde, sollte sie sterben. Tierschützer bewahrten sie vor der Todesspritze und brachten sie nach Rhenen. Da gibt es die Drillinge Axel, Tory und Wolke, die ein deutscher Zirkus im Alter von zwei Jahren bei der Durchreise abgab, weil sie ihm zu lästig geworden waren. Und da sind noch Fenja, Nelly, Mackenzie, Batir, Mascha und Ljalja, deren Leidensweg erst mit dem Einzug in den Tierpark von Rhenen beendet wurde. Bis auf Ljalja haben auch alle Bären in ihren Bärenhöhlen Winterruhe gehalten. Ljalja kam nicht zur Ruhe, weil sie aufgrund ihres früheren Lebens immer noch ihr für sie gewohntes, für Bären aber anormales Verhalten zeigte.
Das Bärengelände kann über eine Brücke bzw. durch einen Tunnel betreten werden. In der Mitte der Brücke befindet sich ein grüner Kasten, in den man sein Kleingeld spenden kann, denn die Tierschützer müssen bis zu 5.000 Euro (10.000 DM) für einen Braunbären bezahlen. Unter der Internetadresse www.berenbos.nl kann man sich über dieses Projekt informieren, die Site steht auch in Deutsch zur Verfügung.Sehenswert ist auch das seit 1986 bestehende Affenhaus mit Regenwaldanlage, seit Mitte 2001 ist dieser Anlage direkt der Dschungel von Lateinamerika angeschlossen, mit Papageien, rosa Flamingos, roten Löfflern, roten Ibissen, Anakondas, Weinstockschlangen, Kaimanen und anderen „unheimlichen“ Tieren, die die Wanderung durch das Haus zu einem spannenden Erlebnis machen.Eine weitere Besonderheit sind die Affen auf Stelzen. Den Orang-Utans zuliebe wurden neun Meter hohe Bäume aufgestellt, auf denen die Tiere sich mittels Lianen von einem zum anderen Ast schwingen können. Der Besucher bleibt - hoffentlich - auf dem Boden und kann durch diesen „Wald“ hindurchspazieren. Aber auch für Aquarianer gibt es etwas zu sehen: In dem alten, aber gepflegten Aquarium gibt es etwa 30 Süß- und 10 Meerwasserbecken, in den unterschiedlichsten Größen.
Im Gegensatz zu anderen Tierparks sind in Rhenen auch Tiere, die in ihrem Fortbestand bedroht und in den Niederlanden beheimatet sind, zu sehen wie Biber und Löffler. Wunderbar gestaltet ist auch das Dschungelrestaurant. Man kommt sich vor, als ob man mitten im Dschungel sitzt, die komplette Decke ist mit künstlichen Pflanzen verziert, die Bar ist in einem alten Fahrzeug untergebracht. Ab und zu brüllt ein Tier, die Vögel zwitschern und regelmäßig kommt auch ein Gewitter - ohne Regenschauer - auf. Der Tierpark ist von April bis September von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr und von Oktober bis März von 9.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Rhenen ist über die A 12 (Utrecht – Arnheim) oder A 15 (Rotterdam – Nijmegen) zu erreichen. Wie alle Tierparks ist auch der in Rhenen nach der Autobahn ausgeschildert.Ouwehands Dierenpark, Grebbeweg 111, NL 3910 AA Rhenen, Tel. 0031 – (0) 317 650 200, Fax 0031 – (0) 317 613 727.
Larissa und Fredo Rörich