Westwärts - Entdeckungen in Nordamerika

Mit seinem Diavortrag "Westwärts - Entdeckungen in Nordamerika" war Gerhard Schreiber aus Lüdenscheid an diesem Abend bei uns zu Gast.

Der Einladung waren 25 Mitglieder und fünf weitere Gäste gefolgt. Unser Referent, der bereits 11 mal den nördlichen Teil des amerikanischen Kontinents besucht hat, zeigte auf den ersten Bildern, dass nicht nur die USA sondern auch weitere Länder zu Nordamerika gehören. Seine vielen Reisen führten ihn von der Ost- zur Westküste und vom Norden in den Süden. Die Vielfalt der vorgestellten Gewässer konnte kaum größer sein: kleine stehende Gewässer, Lagunen die dem Gezeitenwechsel unterliegen bis zu großen Strömen wie z.B. dem Mississippi. In meinem Bericht gehe ich nur auf einen kleinen Ausschnitt des Vortrags ein.

 

Der Vortrag begann im Bundesstaat New York auf Long Island mit einem Biotop, in dem 4 mal am Tag der Wechsel von Süß- und Seewasser zu beobachten war. Hier gibt es Fische der Art Cyprinodon. Das Erstaunliche ist der jahreszeitliche Wechsel - von Eis und Schnee zu Temperaturen von 30 °C im Sommer. Aus dem Staate Georgia sahen wir Scheibenbarsche von denen es 30 - 50 Arten geben soll, weiterhin wurde in einem Bachlauf mit pH 5,5 der Maskenkärpfling (Fundulus notti dispar) gefangen. In Cleveland in Ohio findet man Fische der Gattung Umbra - diese ist verwandt mit Fischen die bei uns im Donaugebiet vorkommen. Eine Problematik, auf die Gerhard Schreiber in seinem Vortrag mehrfach hinwies, war die starke Faunenverfälschung in Amerika, z.B. nicht einheimische Pflanzen an einem Gewässer in Missouri. Besonders stark ist die Verfälschung aber in Florida. Dies wurde an mehreren Beispielen deutlich gemacht. Im Bereich des Suwannee-River gibt es ein schwarzes Gewässer mit Sichtweite unter 20 cm, in dem keine Fische gefunden wurden. Einige Flußkilometer weiter in den Okefenokee-Swamps (Sümpfe) bekommt man recht häufig Alligatoren zu sehen. In diesen Gewässern wurden einheimische Fische, wie der Fundulus confluentus und Elassoma okefenokee gefangen. Aus den weiter südlich gelegenen Everglades stammt Elassoma evergladei, der Schwarze Zwergbarsch. Unser Referent gab Tipps zur Haltung im Aquarium - viele Algen und ein wenig Mulm sind für die Zucht notwendig. Neben weiteren zahlreichen Gewässern, die in der Beschaffenheit untereinander stark abweichend sind (Teile von Florida liegen auf Korallenbänken), sahen wir Aufnahmen der sehr stark bewohnten Küstenregion. Aber nicht nur Fische liegen im Interesse von Gerhard Schreiber. Er streifte auch die übrige Tier- und Pflanzenwelt und erwähnte z.B. die Pelikane, die am Tag 1,5 Kilo Fisch verschlingen. Weiterhin wies er auf Anolis-Arten, Schildkröten und vieles mehr hin. - Apropos Meer, da Florida vom Meer umgeben ist, sahen wir Unterwasseraufnahmen von Rochen und Delphinen.

Die nächste Station war Texas. In dieser Region, die von großen Trockenperioden und kurzen aber starken Regenfällen geprägt ist, findet man Fundulus canse, der in einem großen Verbreitungsgebiet (bis hinauf nach Canada) vorkommt. Im Pecos-River gibt es Tiere der Gattung Cyprinodon, die durch Vermischung mit anderen Arten mittlerweile vom Aussterben bedroht sind. Z. Zt. gibt es im nördlichen Amerika ca. 800 einheimische Fischarten.

Wir erfuhren, daß im Arizona-Canyon eine Laubfrosch-Art existiert, die nur sehr kurze Zeit zur Fortpflanzung und zum Wachstum hat. In dieser ebenfalls sehr trockenen Gegend müssen die Tiere in der nicht regelmäßigen und kurzen Regenzeit die Geschlechtsreife erreichen. In den Jahren kurzer Feuchtperioden kommt es immer wieder vor, dass die neue Generation vor dem Erreichen des Froschstadiums stirbt.

Eine weiter Besonderheit sind Wüstenfische. Das entsprechende Gewässer hat an der Quelle eine Temperatur von 43 °C. Nach einigen hundert Metern ist das Wasser auf 41 °C "abgekühlt" und hier leben diese Tiere in einem Wasser, das einen höheren Salzgehalt aufweist als Meerwasser.

Beeindruckende Bilder sahen wir auch von den jeweiligen Landschaften, wie z.B. vom Sonora Pass (9624 Fuß hoch) im Norden von Californien. Hier in der Sierra Nevada, hundert Kilometer nördlich von San Francisko, gibt es Flüsse mit Lachsen und Forellen.

Wir bestaunten noch einige Impressionen dieser großen und wundervollen Kontinenthälfte. Die Begeisterung und Liebe, mit der Gerhard Schreiber von diesem "Stückchen Erde" berichtete, war schon bemerkenswert.

Für seine zwölfte Reise ins nördliche Amerika (im Mai dieses Jahres) wünsche ich ihm alles Gute und hoffe, dass er wieder viele interessante Aufnahmen machen kann. Seinem Wunsch, wieder einmal oder auch öfter bei uns Gast zu sein, können wir dann mit Sicherheit entsprechen. Gute Reise!

Gerhard Schreiber war zum heutigen Vereinsabend nicht alleine gekommen. In seiner Begleitung befand sich "Doc" Ingersoll, ein Lehrer für Chemie und Biologie in Hillsborough, einem Ort in der Nähe von San Francisko. Gerhard Schreiber und "Doc" Ingersoll kennen sich seit vielen Jahren von gemeinsamen Unternehmungen in den USA und in Deutschland.

Herr Ingersoll vermittelte uns im Anschluß an Gerhard Schreiber’s Vortrag interessante Eindrücke von Kleinstbiotopen in verschiedenen Wüstenregionen des Death Valley.

Seinen Vortrag begann er mit Aufnahmen des heißen und sehr trockenen Biotops von "Ash Meadows". Hier befindet sich der einzige nachweisbare Lebensraum von Cyprinodon diabolis, einem Killifisch, der in einer einzigen Grotte, der Teufelshöhle, lebt. C. diabolis kommt in einer Population von nur etwa 200 Fischen vor und lebt in einer Quelle mit etwa 100 m Wassertiefe und einer Wasseroberfläche von lediglich 10 - 12 m⊃2;.
Nachdem wir Aufnahmen weiterer Wüstenregionen zu sehen bekamen schilderte uns "Doc" Ingersoll, wie er mit seinen Schülern im Death Valley die Zahl der in den verschiedenen Biotopen vorhandenen Fische ermittelt. Die Gruppe fängt am ersten Tag z.B. 20 Fische aus dem Biotop heraus, schneidet den Tieren die Flossen ein und setzt sie ins Wasser zurück. Am nächsten Tag fangen die Schüler im gleichen Biotop erneut Fische heraus und bestimmt durch eine Hochrechnung anhand des Verhältnisses der im Netz befindlichen "gekennzeichneten" und der unverletzten Fische die vermeintliche Zahl der vorhandenen Fische.

Mit einer Aufnahme des Klassenzimmers, dort befinden sich etwa 200 Aquarien und Terrarien in denen Tiere für Experimente im Fach Biologie gehalten werden, beendete der amerikanische Gast seinen Vortrag.

Rolf Merkle