Aquaristik vor über 130 Jahren

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Den folgenden Text fand ich in einem Heft über die Kölner Flora:

Eine Sensation ist 1869 die Eröffnung des Aquariums, dessen Bausumme von 16.000 Talern durch Spenden der Aktionäre aufgebracht wird. Es ist eines der ganz wenigen Schauaquarien Europas. Das erste Institut dieser Art überhaupt wurde 1853 in Londoner Zoo gegründet. 153 Auch der Kristallpalast in Sydenham verfügt über ein berühmtes Aquarium. „Alfred Brehm hat dann im gleichen Jahr ebenfalls nach dem Grottensystem sein großartiges Aquarium zu Berlin ´Unter den Linden´ eingerichtet, dass alle anderen Aquarien Deutschlands in den Schatten stellte."

 

Die 28 Süß- und Seewasseraquarien üben auf die Zeitgenossen einen magischen Reiz aus: „Dicht am Wintergarten sehen wir eine Felsengrotte sich vertiefen, welche den Eingang zum Aquarium der FLORA bildet. Für ein geringes Eintrittsgeld steigen wir hinunter in die Tiefe, um das geheimnisvolle Treiben in Süß- und Seewasser zu erforschen. Von Halbdunkel umgeben, betrachten wir in einer kunstvoll aus Lavasteinen erbauten Grotte, durch die großen Scheiben der taghellen Becken, die interessanten Bewohner des Süßwassers, sowie die wunderbaren Geschöpfe des Meeres.

Der Wels, der schwarze Riese des Süßwassers, so der nesterbauende Stichling, der prächtig gefärbte Lippfisch, der Hundshai und die Krabben, die Affen des Meeres, fesseln den Besucher und lassen ihn die Ungeheuer der unerforschlichen Meerestiefe ahnen. Angenehm erregt über das nie geahnte und jetzt Geschaute steigen wir aus der Unterwelt wieder auf . Julius Niepraschk, unter dessen Leitung auch dieses „höchst interessante Institut" steht, beschreibt den damit verbundenen Aufwand wie folgt: „Obgleich die Unterhaltung eines Seewaser-Aquariums, soweit von der See entfernt, seine großen Schwierigkeiten hat, ist es doch gelungen, die Becken mit den verschiedensten Seethieren Jahr aus Jahr ein zu bevölkern. Besonders ist es die Nordsee, welche am meisten dazu beiträgt, indem fast wöchentlich Sendungen von Weichthieren, Krustaceen und Fischen von Ostende eintreffen. Aber auch von Helgoland, von Norwegen, aus der Normandie und auch Paris werden vielerlei Seethiere bezogen.

Das Seewasser wird hier nicht künstlich bereitet, sondern von Ostende in Tonnen alljährlich im Frühjahr eingeführt und dann durch Zusatz von Salz und Gips von Zeit zu Zeit verbessert. Die Fütterung der Seethiere geschieht sehr mässig mit rohem, mageren Rindfleisch sowie mit Muscheln, Austern, Crevetten und Krabben, wobei sie sich ausgezeichnet halten."

Zum Schluss noch eine kurze Anmerkung: Das Aquarium wurde 1907 geschlossen.

 

Dieter Friedrich


Quellennachweis:

Henschel, U., Ludwig, G.: Fenster zum Pazifik, in: GEO, Nr. 3, 1968, S. 53

Hässlin, J.J.: Goldener Lorbeer, Hundert Jahre FLORA, in: Köln - Vierteljahresschrift für Freunde der Stadt Köln, 1964, Nr. 1

Illustrierter Führer d die Gartenbau-Ausstellung in Cöln 1875, Berlin 1875, S. 11

Niepraschk, J.: Die Flora in Köln, in: „Köln", Festschrift zur 61. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte, o. O. 1888