Gefährliche Beifänge

Gefährliche Beifänge in Form von Parasiten oder Erregern verschiedener Fischkrankheiten glauben viele Aquaristen durch die Verwendung von Frostfutter zu vermeiden.

Dabei gibt es bis heute keinen Beweis, dass derartige Gefahren durch Frostung sicher abgewendet sind.

 

Demgegenüber stehen durchaus positive Erfahrungen mit täglich frischem Lebendfutter bei der Aufzucht von Zwergbuntbarschen, Eierlegenden Zahnkarpfen, Labyrinthfischen und Salmlern (ZENNER 1992). Da dies in bekannten Fällen bereits in der 2. und 3. Züchtergeneration praktiziert wird, können die Futterfänger all die Jahrzehnte nicht einfach nur "Schwein gehabt" haben. Vielmehr stellt sich hier eher die Frage, was an der vermeintlichen Gefahr Legende ist und was Realität?Natürlich werden Hersteller und Vertreiber von Frostfutter der Gefahr das Wort reden. Den Erfahrungen und Argumenten der Züchter mit Teicherfahrung werden Sie wohl kaum standhalten.

Abgesehen davon, dass bestimmte Arten von heimischem Zooplankton (saisonal) das wertvollste Lebendfutter überhaupt ist, ist dieses keineswegs ständiger Quell von Infektionen oder Träger ernstzunehmender Parasiten. Sonst würden Züchtereien nicht schon so lange existieren. Ebenso würden ja auch die Teichwirte nicht ruhig zusehen, wie ihre Nutzfische sterben. Als tatsächlich ernstzunehmende "Beifänge" in der Hobbyfischzucht seien hier genannt: Wasserläufer (Gerris), Karpfenlaus (Argulus), Fischegel (Piscicola), diverse Wasserwanzen (Notonecta), der Wasserscorpion (Nepa), die Larven einiger Wasserkäfer, darunter die des geschützten Gelbrand (Dytiscus), sowie die ebenfalls geschützten Libellenlarven.

Häufiger Beifang sind Wasserzikaden (Corixa) und gelegentlich Wassermilben. Beide aber sind völlig harmlos. Gelegentlich gehen auch Larven der Köcherfliegen ins Netz. Diese aber schaden nur den Pflanzen, welche sie zerkleinert für ihren "Wohnungsbau" verwenden.

Alle hier genannten Organismen lassen sich - sollten sie doch einmal ins Netz gehen - mit einem Sieb mühelos von Zooplankton trennen. Empfohlene Maschenbreite zwei Millimeter. Der Siebinhalt ist unmittelbar nach dem Fang zurück ins Wasser zu geben! (Artenschutz!).

Etwa ab Mitte Mai, wenn die Winterpopulation der Hüpferlinge (Cyklopidae) zurückgeht, vertreibt ein berüchtigtes planktonisches Geschöpf viele Züchter von den Teichen. Es sind die gefürchteten "Stecher". Dabei handelt es sich vermutlich um verstärkt räuberisch lebende Hüpferlinge der Familie Copepoda! Sie beherrschen ab Juni die Szene total. Dabei wird beobachtet, dass stark besonnte Gewässer bevorzugte Lebensräume dieser Plage sind. Vor ihnen warnt bis heute kein Fachbuch und kein Bestimmungsbuch führt sie auf. Aber Jahr für Jahr fällt ihnen diverse Fischbrut im Freiland wie in Aquarien zum Opfer. Dieser Kleinkrebs schwimmt die Jungfische an und hält sich an ihnen fest. Dabei erfolgt offenbar ein Stich in das Körpergewebe, was sehr schmerzhaft zu sein scheint. Dieser Schluss folgt daraus, weil die gestochenen Exemplare in Panik Loopings vollführen, zittern oder sich schüttelnd um die eigene Achse drehen.

Auch wird durch Scheuern versucht, den schmerzhaften "Reiter" wieder loszuwerden. Ebenso kommt es vor, dass brutpflegende Apistogramma-Weibchen befallene, wild herumschießende Jungfische ins Maul aufnehmen und durch Kaureaktionen von dem Stecher befreien. Nur hat dies wenig Erfolg. Wenn doch, stirbt der Jungfisch binnen weniger Minuten wahrscheinlich an einem Gift oder dem Stich selbst. Dies geschieht auch noch, wenn Jungfische bereits fünf Millimeter Größe aufweisen! Später vollenden Pilze der Stecher Werk.

Geraten diese einmal in Diskusbecken, reagieren selbst größere Exemplare entsprechend mit Zucken und Schütteln oder färben sich dunkelbraun bis schwarz und stellen die Nahrungsaufnahme ein. Später begeben sie sich in die dunkelsten Bereiche des Beckens, wo sie offenbar etwas Schutz genießen da die Dichte der Krebse dort geringer ist.

Das sind die wirklich gefährlichen Beifänge aus heimischen Gewässern!

Gegen sie hilft keine Chemikalie und kein Sieb, da sie selbst Futtergröße haben. In dieser Zeit füllen dann die Nauplien von Artemia salina jene Lücke, welche durch den Ausfall des Nano-Plankton in heimischen Gewässern entsteht.

Noch im September heißt es überaus vorsichtig beim Anfüttern von Jungfischen zu sein, tritt doch erst im Oktober der Zustand vom Mai wieder ein. Die neue Winterpopulation der "Nichtstecher" entwickelt sich prächtig. Vergessen Sie aber nie das Sieb! Die Natur und ihre Fische werden es Ihnen danken.

Lothar Zenner, Zwickau