Labyrinthfische

Mit seinem Vortag „Erfahrungen mit Labyrinthfischen" zeigte uns Michael Scharfenberg, wie interessant Labyrinthfische sein können.

 

Wir erfuhren, dass die auch als Kletterfische bezeichneten Vertreter der Unterordnung Anabantoidae in Südostasien und Afrika beheimatet sind und dass es sich bei dem Labyrinth um ein zusätzliches Atmungsorgan handelt. Dieses befähigt die Fische, zusätzlich atmosphärische Luft zu atmen und somit auch sauerstoffarme Gewässer zu besiedeln.

 

 

Die große Formen- und Farbenvielfalt wurde durch Kurzportraits einzelner Arten, wie den Orangebuschfisch, Microtenopoma ansorgii, den Blauen Gurami, Trichogaster trichopterus, Schlangenkopffische der Gattung Channa u. a. verdeutlicht. Den Schwerpunkt legte Michael Scharfenberg auf seine Favoriten - die "Bettas".

Er begann mit den Vertretern des Betta splendens-Komplexes. Die hochgezüchtete Schleierform des Siamesischen Kampffisches, B. splendens, dürfte jedem Aquarianer bekannt sein. Weniger populär, jedoch nicht weniger attraktiv, ist die kurzflossige Wildform und nahe verwandte, ähnlich aussehende Arten, wie B. imbellis und B. smaragdina.

 

 

Betta imbellis

Neben dem Sozialverhalten ist auch die Brutpflege der "Bettas" interessant. Die Fortpflanzungsstrategie des Betta splendens-Komplexes basiert auf dem Bau von Schaumnestern: Luftblasen werden vom Männchen zu einer mehr oder weniger großen Kinderstube zusammengefügt, insbesondere B. smaragdina zeichnet sich dabei durch den Bau imposanter Schaumnester aus. Nur laichbereite Weibchen, anhand der Laichpapille sowie einer Querzeichnung zu erkennen, werden hier geduldet, ansonsten verjagt.

Im Aquarium sollte man aus diesem Grunde genügend Versteckmöglichkeiten bieten. Beim Laichvorgang wird das Weibchen vom Männchen umschlungen und auf den Rücken gedreht. Während das Paar in eine Art Laichstarre fällt werden die Geschlechtsprodukte abgegeben. Das zuerst aus der Laichstarre aufwachende Männchen sammelt die absinkenden Eier auf und spuckt sie in das Schaumnest. Nach dem Laichen übernimmt das Männchen die Pflege von Laich und Brut.
Einen erhöhten Anspruch an die Wasserwerte haben die so genannten „Kleine Laubkampffische" als Bewohner des Schwarzwassers. Hierzu sind Betta persephone und B. coccina zu zählen. Eine besonders schöne Art, die erst in den 1990-er Jahren eingeführt wurde, ist B. burdigala. Auch diese Arten gehören zu den Schaumnestbauern. Nur eine Fundortvariante von B. brownorum tendiert stark zur Maulbrutpflege, ist also in ihrer Entwicklung schon ein moderner Laubkampffisch.

Ihren Bedürfnissen kann man im Aquarium nachkommen, indem man Eichenlaub und Moorkienwurzeln einbringt und das weiche Wasser über Torf filtert. Bekanntlich wird so der pH-Wert gesenkt und das Wasser mit Huminsäuren angereichert.

Neu war dagegen für die meisten Anwesenden die Verwendung von Filmdöschen als Schaumnestindikator. Einige Arten nutzen insbesondere die kleinen schwarzen, an der Oberfläche schwimmenden Kunststoffdosen, um darin das Nest anzulegen. Je mehr Bläschen verwendet werden, desto weiter ragt der hintere Teil des Döschens aus dem Wasser. Gegebenenfalls kann so das gesamte Gelege zur separaten Aufsucht abgeschöpft werden.Neben dem Schaumnestbauen wird von den einigen „Bettas" eine gänzlich andere Fortpflanzungsstrategie betrieben - das Maulbrüten. Zu den Vertretern dieser Gruppe gehören der erst seit wenigen Jahren eingeführte Betta albimarginata und B. channoides, dessen Männchen aufgrund eines weißen Saumes an der Schwanz- und an der Afterflosse besonders auffallen.

Vor allem im bewegten Klarwasser erscheint der Bau von Schaumnestern nicht besonders sinnvoll. Hier sind u. a. die maulbrütenden Kampffische B. pugnax, B. unimaculata und B. fusca zu finden. Bei B. fusca konnte Michael Scharfenberg den Laichvorgang auf Dias festhalten. Wie es bei Labyrinthfischen üblich ist, umschlingt das Männchen seine Partnerin, ohne sie jedoch auf den Rücken zu drehen. Das Weibchen nimmt die befruchteten Eier auf und spuckt sie dem Männchen vor das Maul. Die zuerst abgegebenen etwas kleineren, so genannten Nähreier werden vom Männchen verspeist, die dann folgenden nimmt es auf, um mit der etwa zweiwöchigen Maulbrutpflege zu beginnen, bei der es vom Weibchen unterstützt wird.

Es waren nicht nur die hervorragenden Aufnahmen und die detaillierten Informationen, die Michael Scharfenberg in seinem Vortrag fein dosiert zusammenführte, sondern auch die kleinen Tipps, die für so manchen Aquarianer zur Pflege und Zucht hilfreich sein können. Beispielsweise wurde erläutert, wie man geeignete Futtertiere beschafft oder züchtet; wie man an geeignetes Laub kommt und vieles mehr.

Zum Abschluss sei als besonders hervorzuhebende Art Betta simplex erwähnt. Diese Art kommt nur in einem kleinen, stark eingegrenzten Biotop mit höheren Härtegraden des Wassers in der Nähe der Ortschaft Krabi (Thailand) vor. Gerade an diesem Beispiel wurde deutlich, wie wichtig es ist, Lebensräume zu erhalten. Die Anstrengungen, die Institutionen wie die Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische (IGL) zur Verhinderung des Artensterbens leisten, wie z. B. Rekultivierungen zur Arterhaltung von B. coccina, können nicht hoch genug bewertet werden. Die sich abzeichnenden Erfolge basieren nicht zuletzt auf dem Engagement einzelner Aquarianer wie Michael Scharfenberg.

 

Uwe Perkuhn