Es gibt Sachverhalte, von denen man glaubt: "das weiß doch jeder", dann stellt man auf einmal fest, so ist es gar nicht. Vor kurzem rief mich ein Aquarianer an und teilte mir mit, er hätte einige Wasserlinsen (vermutlich Lemna minor) an seine Regenbogenfische verfüttert und die seien von denen gierig gefressen worden. Ich war darüber sehr erstaunt und sagte ihm, das sei doch seit “ewigen Zeiten” bekannt, das Regenbogenfische, aber auch viele andere Fische, auch Pflanzenfutter brauchen und mit Vorliebe Wasserlinsen verspeisen. Daraufhin sagte er mir, das sei ihm nicht bekannt gewesen und in seinen Büchern sei dazu auch noch nichts besonders geschrieben worden. Recht hatte er!
Zwei Wochen später rief er mich nochmals an und teilte mir mit, seitdem er regelmäßig auch die Wasserlinsen füttere, wären die Farben der Fische kräftiger geworden und sie seien auch munterer. Dazu kann ich nichts sagen, denn solange ich zurückdenken kann, füttere ich in unregelmäßigen Abständen auch mit Wasserlinsen. und nicht nur das, in einigen Aquarien habe ich eine grüne Fadenalge, auch die wird gerne von den großen Fischen genommen.
Um das ganze etwas einzugrenzen, fast alle Fische nehmen gerne Pflanzennahrung, nach meinen Beobachtungen am liebsten in einer Größe, die sie sofort ins Maul nehmen können und nicht aus einem größeren Stück heraus”beissen” müssen. Aber bei Pflanzen der Gattungen Egeria (Wasserpest) und Najas (Nixkraut) können sie schon ganze Stängel "entlauben", wobei bevorzugt die frischen Blätter gefressen werden.
Bei kleinen Fischen ist das anders, die zupfen schon mal an einem Algenbelag auf den Blättern der verschiedenen Aquarienpflanzen, an der Riccia fluitans (Teichlebermoos) oder der der Vesicularia dubyana (Javamoos) aber da bin ich mir nicht sicher, sind es daran sitzende Kleintiere wie Infusorien und anderes, oder sind es die Algen, an denen sie Interesse haben.
Nun kann man Pflanzenkost natürlich auch als Futterflocken kaufen, aber das grenzt den Spaß ein. Außerdem möchte ich dazu auf einen Artikel von Doug Collum im "Regenbogenfisch" hinweisen, wo er schreibt, das ein wesentlicher Unterschied zwischen Trocken- und Lebendfutter darin besteht, das Lebendfutter zu etwa 75 % und Trockenfutter zu etwa 15 % aus Wasser besteht. (das gilt auch für pflanzliches Futter). Das heißt bei der Anwendung, wenn man nicht zuviel füttern will, muss man bei Trockenfutter wesentlich geringere Mengen füttern. Außerdem finde ich es immer von Interesse wenn die Fische aktiv das Futter "jagen" müssen und es nicht einfach heruntersinkt.
Es gibt auch ernstzunehmende Hinweise darauf, dass Wasserlinsen hervorragende Nitrat “fresser” sind. Hat man sie also auf der Wasseroberfläche, kann man durch Entfernen der Wasserlinsen den Nitratgehalt positiv beeinflussen.
So, und wie kommt man an dieses Futter, wenn man nur ein Aquarium hat. Das einfachste ist, einige Wasserlinsen in das Aquarium einzusetzen, dann allerdings muss man nach kurzer Zeit immer die überflüssigen abschöpfen, denn sie wachsen schneller als sie gefressen werden. Eine weitere Möglichkeit ist, ein zweites Aquarium oder einen Blumenkasten aufstellen (auf dem Balkon oder in der Fensterbank), bei beiden kann man Aquarienwasser zur Füllung verwenden und wenn das Wachstum zu schnell ist, kann man sie entleeren.
Hat man ohnehin schon mehrere Aquarien und züchtet Fische, würde ich immer die Aufzuchtaquarien bevorzugen. Die Jungfische fangen recht früh an, Interesse an diesem Futter zu zeigen und für die ganz kleinen Jungfische ist zwischen den Wurzeln eine Versteckmöglichkeit gegeben.
Wie "fängt" man denn die Wasserlinsen um sie in einem anderen Aquarium zu verfüttern. Ich verwende dazu ein Teesieb aus Kunststoff, das bekommt man in jedem “Ramschladen” für wenig Geld. Damit kann man die Wasserlinsen von der Oberfläche abschöpfen und soviel in das/die anderen Aquarien geben, wie man sieht, dass in kurzer Zeit gefressen wird. Ich gebe immer kleine Portionen, bis das Interesse der Fisch nachlässt, der Rest geht in den Mülleimer.
Einen Nachteil hat das ganze, hat man einmal Wasserlinsen in einem Aquarium, ist es fast unmöglich sie wieder vollständig zu entfernen. Man kann es fast nicht glauben, wo sich noch einige Pflanzen verstecken können, die dann anschließend wieder wachsen. Wer damit keine Probleme hat, gibt seinen Fischen ein Futter das sie auch in der Natur finden.
Norbert Grunwald