Der Kardinalfisch - Tanichthys albonubes
Ich möchte heute über einen Aquarienfisch berichten, der meiner Meinung nach seit seiner Ersteinführung im Jahre 1938 in Deutschland nie die ihm gebührende Beachtung gefunden hat.
Hierbei handelt es sich um den Kardinalfisch, der alle Vorzüge eines idealen Aquarienfisches aufweist.
Ein Grund für sein Schattendasein dürfte darin zu sehen sein, dass bereits kurz nach seiner Ersteinführung der Grüne Neonfisch in den Aquariengeschäften auftauchte. Dieser stellte damals eine echte Sensation dar. Neonfische, wohlgemerkt die einfachen grünen, kosteten seinerzeit 9,00 RM pro Stück. So galt der Kardinalfisch lange Zeit als der Neon des kleinen Mannes. Als dann nach dem Krieg die Preise fielen, geriet der Kardinalfisch weitestgehend in Vergessenheit.
Die ursprüngliche Heimat der Kardinalfische ist Südchina, dort die Gegend um Kanton. Ihren Namen dürften sie ihrer auffälligen Rotfärbung, die sich hauptsächlich auf die Flossen beschränkt, verdanken. Ansonsten ist der Körper olivgrün mit einem gelblich-bräunlichen Längsband gefärbt. Die Männchen sind im Vergleich zu den Weibchen schlanker und bedeutend kräftiger gefärbt. Ausgewachsen erreichen sie eine Länge von ca. 4 cm.
Jungfische im Alter von wenigen Wochen tragen über eine längere Zeit einen Leuchtstreifen und sehen in dieser Zeit einem Neonfisch verblüffend ähnlich.
Es handelt sich wirklich um ideale Pfleglinge. Sie sind unkompliziert und besonders für aquaristische Neulinge sehr gut geeignet. Sie sind absolut friedlich und fühlen sich im Schwarm besonders wohl. Ich habe sie vor Jahren aus Saalfeld in Thüringen mitgebracht, da sie in Kölner Geschäften eine echte Rarität waren und auch heute noch sind. Sie begnügen sich schon mit einem Becken ab 30 cm, idealer sind jedoch 60 cm - 90 cm.
Meine Kardinalfische halte ich separat in einem 90er Becken, aber man kann sie auch im Gesellschaftsbecken sehr gut zusammen mit anderen Friedfischen halten. Wenn Seiten- und Rückwand des Beckens gut bepflanzt sind und evtl. auch einige Schwimmpflanzen vorhanden sind, wird der Nachwuchs ohne eigenes Zutun des Pflegers nicht lange auf sich warten lassen.
Natürlich sollte man den Tieren klares sauberes Wasser bieten. Regelmäßiger Wasserwechsel und Eheimfilterung sind ratsam. Ich halte die Fische in kalkarmen Wasser, was meiner Meinung nach aber nicht unbedingt erforderlich ist. Als Zusatz gebe ich dem Wasser etwas Torumin hinzu.
Das Kardinalbecken, das bei mir im Keller steht, wird nicht beheizt. Die Durchschnittstemperatur beträgt 20 C bis 23°C. Aber mit 16 C geben sich die Tiere auch zufrieden; allerdings sollte das Wasser nicht wesentlich wärmer als 23°C werden.
Als Futter vertilgen sie alles, was sie bewältigen können. Das Nahrungsangebot reicht bei mir von Mikro, Grindalwürmern, Fruchtfliegen und Gefrierfutter bis zu jeder Art von Trockenfutter. Jungfische schwimmen meist an der Oberfläche und suchen dort nach Kleinfutter. Bei abwechslungsreicher Fütterung wachsen sie zügig heran. Selbst wenn sie bei der Fütterung in die Nähe der ausgewachsenen Tiere kommen, werden sie von diesen nicht behelligt.
Nach meinen Erfahrungen sind Kardinalfische auch heute noch gefragte Pfleglinge - wenn sie einmal angeboten werden. Die Abgabe meiner Nachzuchten an Geschäfte war immer unproblematisch.
Fritz Röhrig