Aquarienhaltung von Haar- / FedersternenSelten sieht man sie bei Tauchgängen, noch seltener in professionellen Schauaquarien - und fast nie in den Hobbyaquarien der Meerwasseraquarianer: |
Die Haarsterne - auch Federsterne genannt � bilden mit ca. 600 bekannten Arten die wohl kleinste Gruppe im Stamm der Stachelhäuter ( Echinodermata ). Der weitaus größte Teil der Haarsterne gehört zur Ordnung der Comatulida, die sich nochmals in 6 Familien mit insgesamt 13 Gattungen unterteilt.
Sieht man zum ersten Mal einen Haarstern, so zweifelt man häufig, ob es sich um ein Tier oder �nur� um eine besonders farbenprächtige und schöne, im Wasserstrom wogende Algenart handelt. Beim genauen Hinsehen zeigt sich dann dem Betrachter aber schnell die Lösung: ein wunderschönes filigranes und in seiner Farbenpracht oft kaum zu beschreibendes Tier, dass in seiner Form teilweise an die verwandten Seesterne erinnert, andererseits aber so einzigartig erscheint, dass wieder Zweifel an der Verwandtschaft aufkommen. Diese Einzigartigkeit liegt im Besitz von sogenannten Pinnulae � auch Fiederchen genannt � die, auf den Armen der Haarsterne sitzend, den Gesamteindruck der Tiere sowohl durch ihre Größe im Verhältnis zum eigentlichen Körperrumpf als auch in der gesamten optischen Wirkung dominieren.
Haarstern - Himerometra sp. unter Riffhang (Aquarienaufnahme)
Haarsterne bestehen aus einem Rumpf, aus den Armen und aus Cirren. Im winzig kleinen Rumpf, der häufig durch Arme und Fiederchen verdeckt wird, sind die Eingeweide und an der Oberseite die Mundöffnung untergebracht. Von der Körperseite gehen bis zu 40 Cirren ab � kleine, sehr bewegliche Greiforgane, die sowohl zum Festhalten als auch zur Fortbewegung dienen. Neben Rumpf und Zirren sind die Arme das auffälligste Merkmal der Haarsterne. Je nach Art gehen 10 bis 200 Arme vom Rumpf ab, sie sind auf der gesamten Länge von Fiederchen bedeckt und wirken hierdurch oft überhaupt nicht wie die Arme z.B. eines Seesternes, sondern erinnern eher jeder einzelne an die zarte Feder eines Vogels.
Ein Haarstern bewegt sich in seiner natürlichen Umgebung nur minimal in einem kleinen Umkreis eines einmal gefundenen strömungs- und futtertechnisch günstigen Standplatzes, viele Arten verlassen diesen Platz nur bei Veränderung der Umgebungsbedingungen, andere lediglich um vom Tagesversteck zum Nachtfutterplatz zu gelangen. Dieses sehr unbewegliche Verhalten ähnelt dem Verhalten der Haarsterne während der Larvalentwicklung, die planktonischen Larven der Haarsterne suchen sich während des sogenannten Pentacrinoid-Stadiums einen geeigneten Platz am Meeresgrund, bilden einen festen �Stängel� aus und heften sich für die nächsten Monate (bei einigen Arten Jahre) bis zum Ende ihrer Entwicklung zum fertigen Haarstern am Untergrund fest.
In Hobbyaquarien sieht man Haarsterne leider nur sehr selten. Dies liegt einerseits daran, dass sie wegen ihrer Transportempfindlichkeit selten gezielt importiert werden, zum zweiten aber leider auch immer wieder daran, dass die Tiere in den Händlerbecken falsch gehältert werden und schon nach kurzer Zeit verhungern. Da die meisten Haarsterne nachtaktiv sind (Ausnahme Himerometra sp.) muss ihnen zwingend zum Überleben auch nachts eine ausreichende Menge Plankton oder Ersatznahrung angeboten werden.
Wenn Sie beabsichtigen, einen Haarstern in Ihrem Aquarium zu pflegen, sollten Sie dies nur in gut eingefahrenen Riffaquarien mit intakter Mikrofauna tun. Überlegen Sie vorher, ob Sie die Futteransprüche ( und Zeiten ) der Tiere erfüllen können und wollen! Sprechen Sie mit Ihrem Händler ab, dass er Sie unmittelbar nach dem Eintreffen der Tiere informiert, damit Sie diesen dann möglichst schnell in Ihrem Aquarium eine geregelte Nahrungsversorgung bieten können. Haarsterne vertragen keine langen Hungerphasen!! Achten Sie darauf, dass Haarsterne wegen des Ambulakralgefäßsystems beim Transport und Umsetzen nicht mit der Umgebungsluft in Berührung kommen dürfen! Ein schneller Tod wäre die wahrscheinliche Folge!
Das Umsetzen in das Aquarium muss wegen der Empfindlichkeit gegenüber pH-Wert-Schwankungen sehr langsam (über Stunden) geschehen (Tröpfchen-Methode). Vorsicht bei der Berührung der Arme � sie brechen sehr schnell an �Sollbruchstellen� ab.
Einmal zuhause in Ihrem Aquarium angekommen, bereiten die Haarsterne mit Ausnahme der Ansprüche an reichliche und häufige Fütterung nur wenig Schwierigkeiten. Es gibt praktisch keine Feinde und aus Transport- und Umsetzstress oder durch Berührung eventuell abgeworfene Arme regenerieren sehr schnell.
Wenn Sie den Einzug des neuen Bewohners gut durchdacht und vorbereitet haben, können Sie das Tier nach einer ausreichend langen Wasserangleichung direkt an einen gut einsehbaren Platz in Ihrem Aquarium setzen. Haarsterne brauchen festes Substrat zum Anklammern mit ihren Cirren, lieben gut durchströmtes Wasser, aber keine Wasserturbulenzen und keinen direkten harten Wasserstrom. Der Standplatz sollte abgeschattet sein (kein direktes HQI-Licht), aber ausreichend hell, um Ihnen als Betrachter die Schönheit dieser interessanten Tiere zu erschließen. Wenn Sie die vorgenannten Bedingungen erfüllen, wird der Haarstern den angebotenen Platz oft einnehmen und sich nur noch in sehr begrenztem Umkreis fortbewegen. Wenn ihm doch etwas nicht passt, gönnen Sie ihm die eigene Standortwahl und versuchen Sie nicht ihm Ihren Willen aufzuzwingen - es wird nicht klappen!
Zum Schluss eine Empfehlung: Versuchen Sie es zu Beginn der neuen Freundschaft doch einmal mit Himerometra sp.. Ihr Händler wird auf gutes Zureden hin gerne versuchen, das Tier zu besorgen. Dieser Haarstern wird zu deutsch auch als �robuster Haarstern� bezeichnet. Ein Name, der nach meinen Erfahrungen zutrifft.
Viel Spaß
Johannes Berns